Die Loge „Zur Harmonie“ im Orient Hohenstein

Vorwort

Brüder, reicht die Hand zum Bunde!
Diese schöne Feierstunde
Führ uns hin zu lichten Höhn!
Laßt, was irdisch ist, entfliehen,
Unsrer Freundschaft Harmonien
| Dauern ewig, fest und schön. |

Preis und Dank dem Weltenmeister,
Der die Herzen, der die Geister
Für ein ewig Wirken schuf!
Licht und Recht und Tugend schaffen
Durch der Wahrheit heil’ge Waffen,
| Sei uns göttlicher Beruf. |

Ihr, auf diesem Stern die Besten,
Menschen all im Ost und Westen
Wie im Süden und im Nord!
Wahrheit suchen, Tugend üben,
Gott und Menschen herzlich lieben,
| Das sei unser Lösungswort. |

Viele von uns haben dieses Lied schon einmal gehört dessen Melodie Wolfgang Amadeus Mozart zugeschrieben wird. Der Text spiegelt im Wesentlichen den Lebensinhalt und Lehre einer Bruderschaft wieder, die einst auch in Hohenstein beheimatet war, die Freimaurer.

Leider gibt es nur wenige Aufzeichnungen aus dieser Zeit und sobald sich der geneigte Interessent damit beschäftigt eröffnen sich Unmengen von „Baustellen“ welche es abzuarbeiten gilt. Ein Menschenleben wird wohl kaum ausreichen um alle Aspekte betrachten und Behauptungen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen zu können.

Die Grundlage für den folgenden Beitrag ist die „Festschrift zur hundertjährigen Jubelfeier der g.u.v. St. Johannis-Loge „Zur Harmonie“ im Or. Chemnitz“, welche 1899 für die Brüder der benannten Loge herausgegeben worden ist. Erste Querprüfungen lassen den Schluss zu, dass die darin enthaltenen Informationen durchaus den Tatsachen entsprechen können, darum ich den Inhalt gern zur Darstellung des historischen Werdegangs verwenden möchte.

Zum besseren Verständnis dieses Beitrages erlauben Sie mir noch ein paar kurze Anmerkungen.

Die Freimaurer sind ein „Geheimbund“ bzw. eine Bruderschaft, welche für Toleranz, freie Entwicklung der Persönlichkeit und allgemeine Menschenliebe eintritt. Die Wahrung und Achtung der Menschenwürde hat dabei oberste Priorität.

Die Mitglieder der Bruderschaft sind durch das „freimaurerische Geheimnis“ der Verschwiegenheit über Rituale und Geschehnisse in den Logen miteinander verbunden.

Jeder Freimaurer entscheidet selbst, ob er sich zu seiner Arbeit in der Loge und Zugehörigkeit öffentlich bekennt.

Aus diesem Grund werden Sie im nachfolgenden Bericht nur wenige Namen finden und zwar nur solche, von denen die Zugehörigkeit im Allgemeinen bekannt ist. Dies umfasst im Wesentlichen den Meister vom Stuhl und historische Persönlichkeiten.

Die Verschwiegenheit um die Geheimnisse der Freimaurerei sind der Schlüssel für viele abenteuerliche Geschichten und Verschwörungstheorien, welche den Brüdern zugeschrieben werden. Auch der Pakt mit dem Teufel und finsterste Magie soll nicht ausgeschlossen sein.

Es mag sein, dass es Splittergruppen gegeben haben könnte, die sich den „dunklen Mächten“ zugetan haben, aber Freimaurer ist nicht gleich Freimaurer. Gegensätzliche Strömungen gibt es in Parteien, Religionen und Vereinen. Die Geschichte beweist es immer wieder, dass Gerüchte und üble Unterstellungen als Mittel zum Selbstzweck eingesetzt werden.

Nach dem heutigen Verständnis ist die Freimaurerei weder Religion noch Sekte, sondern eine Weltanschauung und selbst Christen können durchaus Freimaurer sein, wenn sie: „

– den „Großen Baumeister“ ausschließlich als den christlichen Gott verstehen und

– die Selbstvervollkommnung als christlichen Auftrag, also ein Leben nach Gottes Geboten und nicht als eine Selbsterlösung betrachten.

Die hohen Werte der Glaubens-, Gewissens- und Denkfreiheit, welche die Freimaurer aus der Aufklärung übernommen haben, entsprechen dann auch einem christlichen Menschenbild.“ (1)

Es ist übrigens unmöglich „einfach so“ Freimaurer zu werden. Vielmehr wird der „Suchende“ von einem Bruder zu einem öffentlichen Informationsabend eingeladen, wo er viele Informationen sammeln und erste Kontakte knüpfen kann. Ist er überzeugt die freimaurerischen Gedanken als Lebensinhalt zu betrachten und aufzunehmen kann er von einem Freimaurer-Meister, welcher sich für diesen verbürgt, für die Aufnahme in die Loge vorgeschlagen werden. Nur „ein freier Mann von gutem Ruf“, kann aufgenommen werden. Die Abstimmung erfolgt meist durch „ballotieren“. Ideal ist es, wenn im Ergebnis nur weiße Kugeln zu finden sind, denn er Weg der Erkenntnis ist der Weg des reinen Lichts.

Von nun an kann der Aufgenommene durch Arbeit an sich selbst und in der Loge und nach Absolvierung von Prüfungen vom Lehrling zum Gesellen und anschließend zum Meister aufsteigen.

Den Vorsitzenden einer Loge nennt man den „Meister vom Stuhl“, welcher in einer demokratischen Wahl ernannt wird und bei allen Logen und Konferenzen „den Hammer führt“. Ihm zur Seite stehen die Beamten wie z.B. Schriftführer und Schatzmeister.

So ist dies auch bei der in Hohenstein gegründeten „gerechten und vollkommen Loge zur Harmonie“ gewesen, welche als Johannis-Loge nur diese drei eben benannten Grade kennt.

In Hohenstein-Ernstthal erinnern heute nur noch das „Logenhaus“ am Grenzweg, die „Bauhütte“ in der Schützenstraße und die Straßennamen „Am Logenberg“ und die „Logenstraße“ an diese Zeit, als sich die Freimauerer hier im Ort versammelten. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts gab es am Grenzweg noch die beiden Johannis-Teiche am Johannis-Garten unterhalb des Logenhauses.

Wie die folgenden Ausführungen zeigen werden ist sie 23 Jahre nach Gründung von Hohenstein nach Chemnitz umgezogen und hatte sich zu einer der größten Logen in Deutschland entwickelt. Im Laufe der Zeit gehörten ihr viele bedeutende Persönlichkeiten an, wie z.B. Dr. Wilhelm André, 1. Oberbürgermeister von Chemnitz, welcher maßgeblich an der Entwicklung des deutschen Patenrechtes beteiligt war. Stellvertretend für viele andere Personen aus der Wirtschaft seien hier Eduard Beyer, Besitzer der größten deutschen Tintenfabrik und der „Lokomotivkönig“ Richard Hartmann bekannt.

1935 erfolgte die erzwungene Selbstauflösung durch die NSDAP. Von 1936 diesem Jahr an bis 1945 befand sich in den Räumen des Chemnitzer Logenhauses das „Sächsische Logenmuseum“, das einzige in Mitteldeutschland. Anhand der Jahreszahlen lässt sich unschwer erkennen, dass dieses nicht über das „eigentliche Wesen“ der Freimaurer informierte sonder vielmehr für Propaganda-Zwecke der Nationalsozialistischen Regierung gegen diese Gruppe eingesetzt worden ist. Zur Zeit der DDR war die Freimaurerei verboten und keiner hat sich damals die Mühe gemacht die einstigen Parolen zu beleuchten und die Lügen zu widerlegen.

1991 erfolgte dann die Neugründung der heutigen Loge „Zur Harmonie“ in Chemnitz, wo auch heute noch aktiv gearbeitet wird.

Die Gründungsphase

Im Jahre 1798 baten einige hiesige Geschäftsleute, welche auch schon anderen Logen angehörten, den Kaufmann und Handelsherrn und einstigen Stadtrichter zu Hohenstein (1790 – 1796) Johann Gottfried Landgraff, eine freie, gerechte und vollkommene St. Johannis-Loge im eigenen Ort zu gründen, worauf dieser sich über Beamte und Mitglieder der in Berlin ansässigen Loge „Royal York zur Freundschaft“ wendete um eine entsprechende Genehmigung von dort zu erhalten.

Im Laufe des Jahres 1799 wird die Erlaubnis zur Aufnahme der maurerrischen Arbeit und Gründung der Loge „Zur Harmonie“ von Seiten der großen Landes- und Mutterloge erteilt und diese unter ihren Schutz gestellt. Insgesamt nahmen neben Johann Gottfried Landgraff sechs weitere Brüder ihre Arbeit in der eigenen Loge im Orient zu Hohenstein auf. Schnell fanden weitere Brüder aus unserem Ort aber auch schon aus Chemnitz hier Aufnahme.

Der genaue Tag der Gründung ist nicht vollständig belegt. Man hat sich darauf verständigt den 11. Mai 1799 als Stiftungstag anzuerkennen, da sich dieses Datum auf dem Stiftungsbrief der großen Landesloge befindet. Die ersten Zusammenkünfte erfolgten in „dazu bestimmten Räumen“,(2) wobei die Vermutung nahe liegt, dass es sich hierbei um das Wohnhaus des Johann Gottfried Landgraff, heute Altmarkt 6, gehandelt haben kann.

Das Haus „Altmarkt 6“ im heutigen Stadtteil Hohenstein, da wo wohl alles begann

Die ersten Lehrlingslogen sollen sehr schmucklos begangen worden sein, denn die notwendigen Utensilien wie der wichtige Arbeitsteppich wurden erst am 23. Juli 1799 nach Hohenstein abgeschickt.

Insgesamt hat die neugründete Loge rund 310 Thaler für den Konstitutions-Brief, Siegel, Arbeitsutensilien uvm. aufbringen müssen.

Vom Johannistag des Jahres 1799 an trafen sich die Brüder im „Falke´schem Gasthof“ zu Oberlungwitz, welcher vom Hohensteiner Kaufmann Chr. F. Falke von 1798 bis 1805 geführt worden ist. Damals war diese Wirtschaft als der „Untere Kretscham“ bekannt. Die Oberlungwitzer kennen diese Lokalität heute als „Zum Hirsch“.

Wenn wir uns mit der Geschichte von Hohenstein beschäftigen, so werden uns die Namen Landgraf(f) und Fal(c)ke immer wieder begegnen, denn die Familien sind sehr eng mit Ange-legenheiten verbunden, die das Leben in unserer Stadt vorangebracht haben. So waren es die Bürger Landgraf(f) und Fal(c)ke die um 1790 den Ausbau des heutigen Augusta-Stollen vorangetrieben haben. Auch gehen zahlreiche wohltätige Stiftungen auf diese beiden Familien zurück.

Die Familie Fal(c)ke kann mit dem Haus Dresdner Straße 23 in Verbindung bringen, dessen Eingang einst von einem großen Falken über der Tür geziert worden und heute leider nicht mehr existent ist.

Die erste Anfeindung

Auch wenn sich der Gasthof im unteren Bereich des Ortes befindet, so sind die Zusammenkünfte der Freimaurer offensichtlich von den Einwohnern und Bürgern nicht unbemerkt geblieben und es folgte eine Anzeige beim zuständigen Gericht in Lichtenstein, welches sofort Nachforschungen und Ermittlungen anstellte.

So erhielt der Gasthofbesitzer Falke Ende November 1799 folgendes Schreiben:

„Hochwohledler, Hochgeehrtester Herr !

Beim Amte allhier hat man in Erfahrung gebracht, daß dieselben in Ihrem unter der hießigen Amtsgerichtsbarkeit zu Oberlungwitz besitzendem Gasthofe einer gewissen Gesellschaft auswärtiger Personen, seit Johannis l. J. an, zu mehreren mahlen schon, heimliche Zusammenkünfte und bei verschlossenen Thüren gehaltene Beratschlagungen gestattet haben.

Wenn solches nun ohne Vorwissen und Erlaubnis des hiesigen Amtes geschehen ist, ich daher dieses Unternehmen, ohne mich selbst besorglicher Verantwortung auszusetzen, ungeahndet nicht übersehen kann; als wird Denselben hierdurch angedeutet, nicht nur binnen 8 Tagen, wie Sie sich die bisherige mit verbotener Eigenmacht verbundene Gestattung sothaner Zusammenkünfte und Berathschlagungen zu verantworten getrauen, anher zum Acten anzuzeigen, sondern inzwischen und bis auf weitere Verordnung der ferneren Gestattung der bemerkten Zusammenkünfte in Ihrem Gasthofe bei Vermeidung unausbleibender nachdrücklicher Ahndung gänzlich zu enthalten

 Amt Lichtenstein, den 25. November 1799
Reichsfürstlich Schönburg, bestallter Rath und Amtmann, und meines hochgeehrtesten Herrn dienstwilligster
Johann Georg Thomas Vogel“
(2)

Gastwirt Falke übergab dieses Schreiben nun an Landgraff, welcher auch gleich eine entsprechende Antwort formulierte. Diese stellt sich wie folgt dar: „…

Antwort von Chr. F. Falke
als Besitzer des Gasthofes zu Lungwitz
an´s Amt Lichtenstein

Von Hohenstein, den 12. December datiert

Es ist mir von einer angeschuldigten Gestattung geheimlicher Zusammenkünfte und Berathschlagungen in meinem zu Lungwitz besitzendem Gasthoff nicht das Geringste bewußt, denn ich habe Niemand den Aufenthalt darinnen gestattet, der nur im Mindesten verdächtig wäre. Daß aber dahin die Versammlungen in denselben der gesetzmäßigen constituierten Freimaurer-Loge „Zur Harmonie“ nicht zu rechnen sei, bin ich um so gewisser überzeugt, da mir kein höchstes Landesgesetz bekannt ist, in welchem dergleichen Versammlungenverboten wären, ich auch weiß, das Se. Hochfürstl. Durchlaucht Freimaurer sind und überdies denen in meinem Gasthoff gehaltenen Versammlungen Männer in öffentlichen Aemtern und von anerkannter Redlichkeit beiwohnten, dahero mir mein Logis dazu zu überlassen, in keinem Fall auffallen konnte. Die mir überschickte Verordnung werde ich der Gesellschaft bekannt machen und übrigens mit der ausgezeichneten Hochachtung beharre. …“ (2)

Es folgten noch mehrere Eingaben und Schreiben des Herrn Landgraff und höheren Logen-Beamten in denen man entsprechendes Unverständnis über die Vorwürfe äußerte. Ganz besonders wird dazu in benannter Festschrift folgender Satz des Meisters vom Stuhl hervorgehoben:

„Ich versichere Sie heilig, dass ich ohnedem alle Anstalten treffe, die Logenversammlungen hier wegzubringen, welches mir gewiß weniger gelingen wird, wenn immer sie mit Gewalt wegzuschaffen gebothen werden sollte“ (2)

Selbstverständlich zeigten die Freimauerer dem Amt in Lichtenstein auch die Tage ihrer Zusammenkünfte zukünftig ordentlich an.

Am 24. Dezember 1799 war die Angelegenheit vorläufig beendet worden. Amtmann Vogel teilte mit: „… Ihre Sache ruht, und Sie können deshalb auch beruhigt sein.“ (2)

Ganz war diese Angelegenheit jedoch noch nicht erledigt, denn kurz nachdem Fürst Otto Carl Friedrich von Schönburg Waldenburg am 29. Januar 1800 verstorben war wurde diese von einem Glauchauer Regierungsbeamten noch einmal aufgerollt und zur Entscheidung an die kurfürstliche Landesregierung übergeben.

Der Amtsschimmel schien damals ein wenig träge gewesen zu sein, denn erst ein gutes Jahr später wurden die örtlichen Institutionen um eine Stellungnahme gebeten.

Amtmann Vogel gelangte zur Erkenntnis, dass es in seinem Zuständigkeitsbereich keine geheimen Verbindungen gibt, die gegen Recht und Gesetz verstoßen. Von Oberlungwitz berichtete er, dass es bei den Treffen der Freimaurer sehr ruhig und gesittet zugeht und dass diese „bei ihren Vergnügungen“ auch die notleidenden Mitmenschen nicht vergessen und sich ihnen gegenüber sehr mildtätig zeigten.

Damit waren die Vorwürfe und Unterstellungen nun endgültig ausgeräumt.

Wie der Quelle entnehmen ist, haben die Logen-Brüder von 1799 bis 1802 rund 138 Thaler für ihre Armenkasse gesammelt und im Laufe dieses Zeitraums auch fast vollständig für wohltätige Zwecke wieder ausgegeben.

Trotz der vorangegangen Anfeindung hegten sie wohl keinen Groll gegen diese Stadt, sondern spendeten daraus sogar 25 Thaler zur Reparatur der Lungwitzer Kirche. In heutiger Währung wären dies umgerechnet etwa 10.000,00 €.

Die zweite Anfeindung

Da es die Poststraße noch nicht gab, war der Weg von Hohenstein nach Oberlungwitz sehr beschwerlich. Mit Pferdefuhrwerken oder auch zu Fuß begaben sich die Hohensteiner Logen-Brüder über unbefestigte Feldwege in den Nachbarort um an ihren Zusammenkünften teilnehmen zu können, was für viele sicher sehr beschwerlich und unbequem war.

Da die meisten Brüder aus Hohenstein stammten, lag es nahe die Loge nun endlich in den Ort zu verlegen nach dem sie sich benannte.

Am 5. August 1804 gab der Meister vom Stuhl, Landgraff, bekannt, dass die Loge nun in ein bequemeres und geräumigeres Lokal verlegt werden könne, welches  von dem nun bereits bekannte Gastwirt Falke extra dafür eingerichtet worden ist. Die Abstimmung darüber erbrachte ein einstimmiges Ergebnis.

Der Tag des Einzuges in die neue Loge, die Lokalität ist derzeit noch nicht bekannt, war jedoch nicht nur vom Ableben eines Gründungsmitgliedes überschattet, für den eine Trauerloge abgehalten worden ist.

Vielmehr hatte der Meister vom Stuhl noch eine andere unangenehme Mitteilung zu machen, denn der lange Arm des Gesetzes reichte auch nach Hohenstein.

„Ob er zwar schuldigermasen dem Graf Carl Heinrich von Schönburg als Herrn dieser Stadt die gehörige Anzeige gemacht habe, unsere Loge nach Hohenstein zu verlegen, dieser auch als Bruder unseres Ordens allen Schutz und Unterstützung versprochen hat, so sei doch dieser Tage, vermutlich auf Veranlassung, ein Rescript von dem Grafen, von den hiesigen Stadtgerichten eine Erinnerung wegen unserer Arbeiten am Sonntag unter vormittäglichen Gottesdienst besonders auch zum heutigen Tage gemacht worden.

 Für heute sei dem zwar vorgebeugt worden, allein um weitere Unannehmlichkeiten vorzubeugen, möchten die Brüder den Beschluß fassen, ob wir unsere Arbeiten nicht künftig auf einen Werkeltag, z.B. den Dienstag, der für die hiesigen und Chemnitzer Brüder als Kaufleute am schicklichsten dazu sein werde, verlegen wollten oder ob sich sonst ein anderes Auskunftsmittel auffinden ließ.“ (2)

 Bei den Brüdern schien dieser Vorschlag des Meisters vom Stuhl nur auf wenig Gegenliebe zu stoßen, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Wegstrecke von Chemnitz nach Hohenstein damals nicht wie heute in 30 Minuten zurückgelegt werden konnte, sondern lang und beschwerlich war. Da ist es nur verständlich, dass die Chemnitzer Brüder sicherlich keine Lust hatten, nach erfülltem Tagewerk dann noch nach Hohenstein zu reisen.

Also folgte man dem Vorschlag eines Logen-Beamten „die Arbeiten Sonntags nach Tische zu halten“ und mit 13 zu 1 Stimmen einigte sich die Bruderschaft darauf die Versammlungen „Sonntags-Nachmittags 2 Uhr“ (2) abzuhalten.

Damit war dem Gesetz genüge getan und die Freimaurer konnten ihre Arbeiten ungestört und unbehelligt fortsetzen.

 Der Kauf des Logenhauses

Die Räume des bisherigen Lokals schienen im Hinblick auf die wachsende Mitgliederzahl der Loge nicht mehr ausreichend und so schlug der Meister vom Stuhl, Johann Gottfried Landgraff, in einer Meisterkonferenz vom 23. Oktober 1805 vor, das Pachtgut bei Hohenstein, welches auch als rotes Vorwerk bekannt ist, als Logenhaus zu erwerben. Diesem Vorschlag folgten die anwesenden Logenmeister in der darüber folgendem Abstimmung gern.

Am 19. Januar 1806 wurde der Kauf des benannten Objektes angezeigt. Den Großteil der Kosten übernahm Landgraff selbst. Weiterhin sind insgesamt 2000 Thaler für den Kauf und den Ausbau  unter den Brüdern gesammelt worden.

Der übrige Kaufpreis wurde durch Obligationen bzw. Aktien, welche an die Brüder ausgegeben worden sind, gedeckt, was zu diesem Zeitpunkt eine sinnvolle Entscheidung war, jedoch der Loge in der Zukunft, aus finanzieller Sicht noch zum Verhängnis werden sollte.

Am 23. Februar 1807 fand die erste Arbeit im neuen Logenhaus statt.

Das Logenhaus heute, am Grenzweg in Hohenstein

Landgraff, eröffnete die diesen Abend mit einer feierlichen Rede in der er zum Ausdruck brachte, wie sehr er sich darauf gefreut hat, die Loge mit einem großen Fest zu eröffnen. Im Hinblick auf die damals herrschenden Kriegsereignisse, verschob man die Einweihungs-feierlichkeiten bis zum Eintritt des Friedens.

Mit dem Logenhaus verbunden ist auch ein weiterer Schritt, der von regionaler Bedeutung ist. Einige Gründungsmitglieder unserer Loge in Hohenstein, haben einst der Loge „zu den drei Rosen“ angehört, welche ihren Sitz ab 1783 auf Schloß Rüßdorf bei Lichtenstein hatte. Gegründet wurde diese allerdings viel früher, nämlich 1743 in Sachsenfeld bei Schwarzenberg durch den Grafen Ludwig zu Solms-Sachsenfeld. Als diese ein neues Quartier benötigte, stellte Graf Otto Carl Friedrich von Schönburg-Waldenburg sein Schloss zur Verfügung und war dort sogar selbst als zweiter Stuhlmeister tätig. Bei einem Umbau des Schlosses ist die Loge dann nach Hohenstein „in das rote Vorwerk“ verlegt worden.

Die nächste Zeit verlief  aus Sicht des Autors wenig spektakulär ohne nennenswerte Ereignisse.

Bedeutende Ereignisse in der Loge

Im Jahre 1810 wird in den Protokollen erstmals Carl Rahlenbeck erwähnt, welcher am 31. Mai,  in einer Wahlloge, zum „deputierten Meister vom Stuhl“ ernannt und von nun an Johann Gottfried Landgraff bei den Amtsgeschäften hilfreich zur Seite steht. Begriffe wie die „Rahlen-beckschen Felder“, befanden sich hinter den Häusern des Altmarktes, erinnern noch heute an diesen bedeutenden und verdienten Bürger unserer Stadt.   

1811 begann die Abtrennung der Loge „Zur Harmonie“ im Orient Hohenstein von der großen Mutterloge „Royal York zur Freundschaft“ in Berlin um sich der Großen Landesloge von Sachsen anzuschließen, ein Prozess, welcher bis zum 16. Februar 1818 andauern sollte, denn es galt zahlreiche freimaurerische Regeln und Vorschriften einzuhalten.

Gegen Ende des Jahres 1811 fand eine Trauerloge für das Ehrenmitglied „Johann Gotthilf Tag“, welcher seit 1755 in der Hohensteiner St.-Christophori-Kirche, als Kantor und Lehrer tätig war. statt. Die letzten 3 Jahre seines Lebens wohnte er in Niederzwönitz bei Zwickau.

Eine Ehrenmitgliedschaft kann bedeuten, dass der betreffende Bruder einer anderen Loge angehört hat, jedoch hier vor Ort seiner freimaurerischen Arbeit nachgegangen ist. Bei Kantor Tag ist es anhand seiner Biographie denkbar, dass dieser sich in seiner Dresdner Zeit (1749 – 1755) einer dort ansässigen Loge angeschlossen hat, was für die damalige Epoche nichts Ungewöhnliches wäre, denn viele bedeutende Köpfe aus Wirtschaft, Kirche und Politik haben damals den Freimaurern angehört.

Im Jahre 1813 wird Johann Gottfried Landgraff ein letztes Mal zum „Meister vom Stuhl“ gewählt. Aufgrund seines immer schlechter werdenden Gesundheitszustandes bat er jedoch um die Befreiung von den Direktionsgeschäften der Loge, worauf der ebenfalls in seinem Amt wiedergewählte Carl Rahlenbeck erklärte,

„er würde jederzeit, wenn der sehr erw. Mstr. v. St. es verlange, sich ein Vergnügen daraus machen, ihn in den Directional- und anderen Geschäften eines Mstrs. v.St. zu übertragen.“ (2)

Als im Jahr 1816 erneut eine Wahlloge stattfinden sollte, erklärte Johann Gottfried Landgraff, als bisherige Amtsinhaber und Mitbegründer der Loge „zur Harmonie“, dass er, auch wenn er wiedergewählt werden sollte, aufgrund seines Alters nicht mehr für das Amt des Meisters vom Stuhl oder einer anderen Funktion zur Verfügung stehe bzw. diese Ämter nicht mehr annehmen könne. Somit wird am 23. Mai Carl Rahlenbeck einstimmig in das höchste Amt dieser Loge gewählt.

„Nach Wiedereintritt der beiden Ehrwürdigen sprach der 1. Aufseher … im Namen sämmtlicher Brüder dem bisherigen Stuhlmeister denn innigsten Dank aus für das von ihm zeither geführte Amt und versicherte zugleich, daß nur aus Liebe zu ihm die Brüder seinen ernstlichen Wunsch befolgt und ihn diesmal nicht wieder gewählt hätten. Dann begrüßte der 1. Aufseher den neuen Stuhlmeister, welcher dankend die Wahl annahm. Der erste Akt seiner Hammerführung war der Antrag, den bisherigen sehr erw. Stuhlmeister Br. Landgraff zum Senior unserer Loge zu ernennen, der seinen maurerischen Rang unmittelbar nach dem jedesmaligen Mstr. v. St. habe“ (2)

Die dritte Anfeindung

Das Pfarrer über alles predigen können, außer über 20 Minuten, ist hinlänglich bekannt. Doch im Jahr 1817 gab es in der Person von Karl Friedrich Wagner, Pfarrer zu St. Christophori von 1802 – 1827, einen Vertreter dieses Berufsstandes, der schmerzlich feststellen musste, dass er den Inhalt seiner Predigten doch etwas sorgfältiger auswählen sollte.

Am 26. Oktober hielt Karl Rahlenbeck in der Lehrlingsloge einen Vortrag „in Bezug auf eine von dem Pfarrer Wagner am 5. d. M. in der Kirche zu Hohenstein zur öffentlichen Verleumdung der Freimaurerei und insbesonders unserer Loge gehaltene fanatische Predigt, und schloß mit einer Ermahnung an die Brüder, zur strengen Beobachtung eines der Maurerei entsprechenden moralischen Verhaltens“ (2)

Weiterhin forderte er die Hohensteiner Brüder auf, mündlich mitzuteilen, was sie über diese Predigten wüssten. Auch sollten sie sich überlegen, wie man gegen die Angriffe des Pfarrer Wagner vorgehen sollte.

„Auch las der Ehrw. den Brüdern ein Schreiben des Superintendenten Thamerus in Glauchau vor, welches dieser auf eine von besagten Pfarrer Wagner gegen unsere Loge, wegen der sonntäglichen Logenversammlungen, eingereichte Beschwerde um Auftrage des Consistoriums zu Glauchau an den Senior Br. Landgraff erlassen hatte. Dieses Schreiben enthielt eine Abmahnung von den sonntäglichen Logenversammlungen.“ (2)

Tatsächlich fanden sich Brüder, die von den besagten Predigten vom 29. September und 5. Oktober berichten konnten. Zwei von ihnen haben diese teilweise sogar, vermutlich aus dem Gedächtnis, niedergeschrieben.

In einer Debatte wurde nun beraten, ob man die Angelegenheit stillschweigend auf sich beruhen lassen solle oder ob z.B. Johann Gottfried Landgraff gegen Wagner gerichtlich vorgehen solle, da dieser in der zweiten Predigt persönlich angegriffen sein soll.

Offensichtlich konnte man sich nicht einigen, so dass die Loge diese Angelegenheit vor die große Landesloge in Sachsen zur weiteren Entscheidung gebracht worden ist. Diese half zunächst mit gutem Rat, indem denjenigen, die von der Kanzel angegriffen worden der Weg zum Gerichten nicht verwehrt würde. Weiterhin sollen die Brüder ihre Logenarbeiten und Zusammenkünfte terminlich so gestalten, dass diese nicht mit den Gottesdienstzeiten in Konflikt geraten.

Dem fügte man sich nun. Von nun an wurden die Logen außer zu Himmelfahrt und dem Johannistag dienstags abgehalten, damit es keine Beschwerden mehr darüber geben könne. Weiterhin wurde beschlossen, dass ein ebenfalls von der Kanzel angegriffener Bruder der Loge eine Eingabe beim Stadtgericht in Hohenstein einreichen solle „und dadurch über die unziemlichen Kanzelvorträge des Pastors Wagner sich zu beschweren.“  (2)

Doch dem Rat folgte auch die Tat, denn der Großmeister der sächsischen Landesloge, Heinrich Wilhelm von Zeschau, (königlich sächsischer Generalleutnant und Staatsekretär der Militärangelegenheiten) übersandte ein Schreiben mit Beschluss der Großbeamtenkonferenz an das Direktorium des fürstlichen und gräflichen Konsistorium zu Glauchau und forderte die Rectification (Wiedergutmachung) durch den Pfarrer Wagner.

„Laut eines Berichts des Repräsentanten unserer Loge, datirt Dresden 29. Dezember 1817, scheint sich der Landesgroßmeister zunächst an den Patronatsherren des Pfarrers Wagner, den Grafen von Schönburg gewendet zu haben, und dieser hatte geäußert, daß er an den Superintendenten Thamerus schreiben und ferneren Unbesonnenheiten des Pfarrers Wagner vorbeugen wolle.“ (2)

Diese Vorgehensweise sollte im Ergebnis Erfolg haben. Am 10. November 1818 ist diese Angelegenheit in der Loge abgeschlossen worden. Pfarrer Wagner musste sich offensichtlich entschuldigen und bei allen öffentlich von ihm angegriffenen Brüdern der Loge Abbitte leisten. Doch dabei blieb es nicht, denn neben der Abbitte wurde Pfarrer Wagner auch zu einer Geldstrafe und selbstverständlich auch zum Ersatz der Gerichtskosten verurteilt.

Probleme über Probleme

Im Jahr 1820 stirbt Johann Gottfried Landgraff.

„Durch den am 9. Mai  erfolgten Heimgang des Seniors Br. Landgraff in den ew. O. [ewigen Osten] erlitt unsere Loge einen sehr schweren Schlag. War dieser Br. doch der eigentliche Begründer unserer Bauhütte, führte von 1799 bis 1816 als Meister vom Stuhl die Verwaltung der Loge in ausgezeichneter und stets opferwilliger Weise und auch seine Logenreden und Ansprachen waren stets gemüthvoll und trefflich.“ (2)

Wie schwer dieser Schlag die Loge trifft wird sich nun zeigen, denn die Logenbrüder standen jetzt vor einem großen Problem. Landgraff war als Eigentümer des Logenhauses eingetragen und besaß die meisten Anteile an diesem Objekt. Dazu kam, dass zwei Brüder aus der Loge ausgeschieden waren und deren Anteile ebenfalls gekündigt worden sind.

In der Logenkasse zeigte sich bald bedenkliche Leere und auch die Armenkasse war nicht mehr so reich gefüllt, wie einst.

Am 31. Mai 1821 hat Carl Rahlenbeck darum gebeten nicht mehr zum Stuhlmeister gewählt zu werden. Dennoch wurde er einstimmig wiedergewählt. Sein sofortiges schriftliches Gesuch nach einer Neuwahl fand ebenfalls kein Gehör und wiederum wurde er einstimmig gewählt. Es half also alles nichts und so nahm Rahlenbeck dieses Amt nun doch wieder an, nicht ohne vorher in paar Bedingungen zu stellen.

Der Zustand der Loge wird im Jahre 1822 wie folgt gesehen:

„Unsere Loge scheine sich in der Periode ihrer Auflösung zu befinden, denn seit 2 Jahren wäre gar kein Zuwachs erfolgt. Wie anders früher, wo während der 17 ersten Jahre unter Vorsitz des ehrw. Br. Landgraff 73 Neuaufgenommene und 13 Affiliierte [Ehrenmitglieder] unserer Loge zugeführt wurden; er selbst (Br. Rahlenbeck) habe als dep. Mstr. v. St. seit 1810 und als Mstr. v. St. aber nur 49 Suchende und 6 Affiliierte aufgenommen.“ (2)

Die Logenkasse wird mit gerade einmal rund 587 Thalern beziffert. Weiterhin werden die Rückstände auf die Zinsen der Logenhausaktien mit rund 171 Thalern benannt.

„Der Ehrw. schloß mit vielen Klagen über die eingerissene Lauheit, aber keiner der Brr. wußte etwas darauf zu erwidern.“ (2)

Aufgrund dieser misslichen Lage wird am 4. August des gleichen Jahres der folgende Beschluss gefasst:

„ … daß künftig auf unbestimmte Zeit die Winterversammlungen der Loge „zur Harmonie“ in Chemnitz gehalten werden, sowie, dass zur Erleichterung der Geschäftsführung, aus der Mitte der Chemnitzer Brüder ein zugeordneter Mstr. v. St., ingleichen der Secretair erwählt, und die Brr. Beamten sämmtlich bevollmächtigte Substituten unter den Chemnitzer Brüdern haben sollen; dagegen werden die Sommer-Versammlungen der Loge nach wie vor in dem gewöhnlichen Lokal zu Hohenstein gehalten.“ (2)

Mit dem Beschluss wurde Carl Wilhelm Zeißig aus Chemnitz zum deputierten Stuhlmeister gewählt.

Von diesem Tag an führte die Loge „Zur Harmonie“ die Bezeichnung „im Orient Hohenstein mit Chemnitz“.

Die erste Logenarbeit fand dann bereits am 25. Oktober 1822 in Chemnitz, vermutlich im „Peters Bad“ in der Zwickauer Straße, statt. Eine neue Periode hat nun für die Loge begonnen.

Das Logenhaus wird verkauft

Auch wenn die ersten Versammlungen den Logenbrüdern Grund zur Hoffnung auf ein erfolgreiches Weiterbestehen gaben, so konnten diese nicht darüber hinwegsehen, dass in der Logenkasse immer noch bedenkliche Leere herrschte.

Also schlug Stuhlmeister Rahlenbeck am 19. Januar 1823 vor, dass Logenhaus in Hohenstein zu verkaufen um die bald fälligen Hypotheken bestreiten zu können. Ganz wollte er aber auf die Nutzung dieses Objektes nicht verzichten, sondern nach dem Verkauf dort einen Raum anmieten um darin die Sommer-Versammlungen abhalten zu können.

Nur vier Tage später, also am 23. Februar 1823, wurde dann dem Vorschlag entsprochen und der Verkauf beschlossen. Um einen höheren Preis für dieses Objekt erzielen zu können, wollte man auch das Schankrecht beantragen, was offensichtlich auch gelungen ist.

Übers Jahr fanden noch mehrere Versammlungen in Hohenstein statt. Am 2. November 1832 wurde in Chemnitz der Verkauf des Logenhauses für 1200 Thaler bekannt gegeben.

Da dieser Betrag in mehreren Raten beglichen wurde, reichte der Barbestand in der Kasse immer noch nicht aus um die anstehenden Schulden begleichen zu können, darum sich die Brüder entschieden haben auch das Inventar zu veräußern. Insgesamt wurden damit weitere 95 Thaler eingenommen.

Im Jahre 1824 war der Umzug der Loge von Hohenstein nach Chemnitz abgeschlossen. Am 14. März dieses Jahres wurde dann den Logenbrüdern angezeigt, dass nun keine Versammlungen mehr in Hohenstein stattfinden werden.

Die Loge hatte nun eine neue Heimat gefunden.

Carl Friedrich August Rahlenbeck – Bindeglied zwischen Hohenstein und Chemnitz

Erfolgreich hat Rahlenbeck die Loge nach Chemnitz gebracht und war bis 1843 Meister vom Stuhl. Da er weiterhin in Hohenstein wohnte, behielt die Loge die Bezeichnung „Orient Hohenstein mit Chemnitz“ und zwar bis zum Einzug in das neue Logenhaus, welches sich Braustraße 14 in Chemnitz befunden hat, im Jahre 1845.

Sicher haben sich die Brüder mit dem Umzug einen regen Zustrom neuer Mitglieder für die Loge erhofft und doch ging der Aufbau nur mühsam voran. Carl Rahlenbeck bemühte sich, gemeinsam mit dem deputierten Stuhlmeister Zeißig, das Logenleben erfolgreich am solchen zu halten.

Die Arbeit in der Loge fällt Rahlenbeck scheinbar immer schwerer, 1835 werden erstmals Reisen wegen Kränklichkeit in die Schweiz und Italien erwähnt. Vielleicht nahm er sich auch einfach eine Auszeit, denn am 10. Dezember 1834 war seine Frau Christiane Henriette im Alter von 53 Jahren verstorben. Auch 1838 wird wieder auf eine Erkrankung hingewiesen.

Diese scheint ihn jedoch nicht daran zu hindern Mitglied des sächsischen Landtages (1839 – 1840 und (1842 – 1843)  zu werden. Da er zur Erfüllung seines hohen Amtes oft und lang in Dresden verweilt übernimmt nun der dep. Meister vom Stuhl Zeißig fast vollständig die Amtsgeschäfte.

Am 20. Mai 1841 erhält Rahlenbeck einen silbernen Hammer zu seinem 25. Jubiläum als Meister vom Stuhl und wird zum 26. Male in dieses Amt wiedergewählt.

Auf den Tag genau ein Jahr später bittet Rahlenbeck im Hinblick auf das „Herannahen der siebenziger Lebensjahre“ (2) schriftlich darum nicht noch einmal gewählt zu werden. Er fühle sich geistig und körperlich nicht mehr im Stande dieses hohe Amt auszufüllen.

Am nun folgenden Abend, erfüllten ihm die Logenbrüder seinen Wunsch und haben ihn nicht wieder gewählt. Vielmehr trat nun Carl Wilhelm Zeißig dieses Amt an. Rahlenbeck wurde, in Abwesenheit, zum „Ehrenaltmeister vom Stuhl“ ernannt, doch sollte er die Loge in dieser Funktion nicht mehr betreten können.

Sein Gesundheitszustand verschlimmerte sich zusehends. Carl Rahlenbeck folgte am 10. November 1843, im Alter von 68 Jahren, seinem Schwiegervater Johann Gottfried Landgraff und seiner einstigen Ehefrau in den ewigen Osten. Er starb in seinem Haus zu Hohenstein, welches er von Landgraff im Jahr 1817erworben hatte, dort wo wohl die Geschichte der Loge „Zur Harmonie“ in Hohenstein begonnen hat. Er hinterließ 3 drei Söhne und eine Tochter.

Immer wieder wird von der hohen Redekunst des Carl Rahlenbeck berichtet. Darum ich nun posthum einen Auszug der Zusammenfassung aus seiner Rede vom 24. Juni 1842 vorstellen möchte.

„… Zuerst sprach er darüber: „daß nur derjenige Befriedigung in der Maurerei finden könne, welcher die Idee derselben schon in sich trage.“ Die Wichtigkeit der Symbole einzeln erklärend, gelangte er zu dem Schlußsatze, daß eine Stätte, wo der Glaube erhoben, die Tugend gestärkt, die heilige Flamme der Liebe genährt werde – wie die Loge es bezweckt – sei nicht nur wohltätig, sie sei in unserer zerissenen Zeit auch nothwendig.“ (2)

Zum Ende dieser Versammlung ergriff Rahlenbeck noch einmal das Wort um sein Bekenntnis abzulegen: „daß er von der ewigen Jugend der Maurerei fest überzeugt sei“

 „er selbst zeigte in einem Rückblick auf seine maurerische Laufbahn, wie dankbar er der Maurerei sei, weil sie ihn gelehrt habe, ohne Stolz und Kälte, voll Eifer für Aller Wohl, treu und entschlossen auf dem Wege der Wahrheit und des Rechts auszuharren. (2)

Nachwort und Dank

Dieser Beitrag kann nur ein Ausschnitt der Ereignisse sein und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bereits beim Verfassen dieses Textes bin ich auf weitere interessante Informationen gestoßen, die aber nun nicht mehr einfließen werden, da sie in der Kürze der Zeit nicht mehr überprüft werden können. Vielleicht gibt es zur gegebenen Zeit eine Fortsetzung.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen um allen ganz herzlich zu danken, die mich mit Rat und Tat und vor allem Informationen geduldig unterstützt haben. Das sind unter anderem Herr Volker Neuhäuser, Herr Prof. Dr. Michael Reiche, Herr Bernd Bammler, Herr Uwe Zander (†) und Herr Wolfgang Hallmann.

Enrico Schüppel
als Mitglied des Geschichtsverein Hohenstein-Ernstthal e.V.

Stand der Forschung: April 2010

Quellnachweis:

Zitate

(1) www.confessio.de/cms/website.php?id=/religionheute/freimaurer/kurzdarstellung.html (Stand 20.04.2010) heute zu finden unter www.confessio.de/artikel/974 (2022)

geschrieben von Raphaela Kögler 2003 – herausgegeben von der „Evangelische Bund Sachsen“ und der „Arbeitsstelle Weltanschauungs- und Sektenfragen“,  Einrichtungen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (KdöR).

(2) Festschrift zur hundertjährigen Jubel-Feier der g.u.v. St. Johannis-Loge „Zur Harmonie“ im Or. Chemnitz am 11. Mai 1899, Druck vom Br. Alfred Preiz (in Fa. I. W. Geidel´s Buchdruckerei), verfasst bis 1885 von dem am 29. Juni 1890 i.d.e.O. eingeg. Br. Friedr. Herm. Geidel und vollendet vom Br. Carl Aug. Wilde – Als Manuscript für Brr. Freimaurer gedruckt.

 Bilder / Fotos

Privatfotos von Enrico Schüppel

Festschrift zur hundertjährigen Jubel-Feier der g.u.v. St. Johannis-Loge „Zur Harmonie“ im Or. Chemnitz am 11. Mai 1899, Druck vom Br. Alfred Preiz (in Fa. I. W. Geidel´s Buchdruckerei), verfasst bis 1885 von dem am 29. Juni 1890  i.d.e.O. eingeg. Br. Friedr. Herm. Geidel und vollendet vom Br. Carl Aug. Wilde – Als Manuscript für Brr. Freimaurer gedruckt.

Wissensnachweis

3.1. Archive

Stadtarchiv Oberlungwitz

Stadtarchiv Hohenstein-Ernstthal

Archiv der Kirchgemeinde St. Christophori in Hohenstein-Ernstthal

3.2. Internet:

Internetseite der Loge „Zur Harmonie“ im Orient Chemnitz:  www.harmonie-chemnitz.de

Internetseite der Vereinigten Großlogen von Deutschland: www.freimaurer.org

3.3. Literatur

„Freimaurer: Wissen was stimmt“ von Matthias Pöhlmann

Fürst Otto Carl Friedrich von Schönburg und die Seinen Familienleben und Kunstpflege eines fürstlichen Hauses im Zeitalter der Empfindsamkeit und der Romantik.
von Otto Eduard Schmidt, Verlag von E. A. Seemann / Leipzig.