Die Freimaurerei ist natürlich nicht die einzige Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit besser auszubilden. Es gibt zahlreiche andere Methoden und Möglichkeiten. Aber wer kommt überhaupt auf den Gedanken, daß man die eigene Persönlichkeit noch vervollkommnen kann? Die Freimaurerei ist eine der wenigen Institutionen, die einen Menschen nicht schon für vollkommen hält, sondern sagt: Die Persönlichkeit kann stets verbessert, das Leben besser und intensiver gestaltet, die Einsicht in den Sinn unseres Daseins überhaupt erst eröffnet werden.
Die Freimaurerei behauptet nicht, den „Stein der Weisen“ oder das „Lebenselixier“ gefunden zu haben, das die Umwandlung zu einem idealen Menschen bewirkt. Sie hat lediglich eine bestimmte Methode (siehe 043), die sie ihren Brüdern zu vermitteln sucht. Hier geht es auch nicht um eine plötzliche Wandlung, sondern um ein allmähliches Herantasten. Das ideale Ziel ist:
der ausgeglichene, heitere, freundliche, tolerante, hilfsbereite, verständnisvolle, gütige, geduldige, beständige, geradlinige, zuverlässige, vertrauensvolle, liebende, harmonische Mensch.
Dieses Anliegen wird stets im Auge behalten, aber niemals ganz erreicht. Sich auf diesen Weg zu begeben, ist ein schweres Unterfangen. Der nicht leicht zu überwindende Widerspruch zwischen Wollen und Tun führt zu Enttäuschungen, die jedoch im brüderlichen Miteinander ausgeräumt werden können. Der Freimaurer ist niemals allein. Er hat immer eine Gruppe, die zu ihm hält und ihn auf dem Weg der Persönlichkeitsentwicklung weiterzubringen versucht. Ob das auch andere Institutionen ebensogut wie eine Loge verstehen?